FAQ zum Thema Wärmewende


„Wir sind als SPD der festen Überzeugung, dass der Ausbau von Wärmenetzen im ganzen Land die günstigste und vor allem gerechteste Form der Wärmeversorgung ist.“ Thomas Losse-Müller

 

Wie viele Haushalt gibt es in Schleswig-Holstein? Wie viele werden davon mit Gas beheizt?

  • Wir haben in Schleswig-Holstein ungefähr 1,4 Millionen Haushalte. Davon wurden 2019 noch etwas mehr als 700.000 mit Gas beheizt und 300.000 mit Öl.
  • Das sind insgesamt mehr als 1 Millionen Haushalte, die hier in Schleswig-Holstein immer noch mit Gas und Öl heizen und in den nächsten Jahren auf klimaneutrale Wärme umsteigen müssen!

„Die Lösung muss so groß wie das Problem sein! Die Energiekrise kann nicht mit Kleinmut gelöst werden. Wir brauchen den Willen zur Gestaltung.“  Thomas Losse-Müller

  • Ein Fünftel aller CO2 Emissionen in Schleswig-Holstein entsteht durch die Erzeugung von Wärme für Haushalte und Industrie. Die Abhängigkeit von Gas und Öl ist in diesem Bereich besonders groß. Der Umstieg auf klimaneutrale Wärme stellt viele Haushalte vor eine große Herausforderung, oft vor eine unlösbare Aufgabe. Der Ausbau gemeinschaftlicher Infrastrukturen ist ein Schlüssel für eine sozial gerechte und nachhaltige Neuausrichtung der Wärmeversorgung.
  • Dänemark hat sich bereits nach der ersten Ölkrise 1973 für den Aufbau von Wärmenetzen entschieden. Dort sind heute mehr als 65% der Haushalte an ein Wärmenetz angeschlossen.
    Dadurch ist die Wärmewende viel einfacher. Kommunen wie Esbjerg oder Sonderburg ersetzen jetzt einfach die Kohle- und Gaskraftwerke durch Meerwasserwärmepumpen, industrielle Abwärme, Biomasse oder andere saubere Energiequellen. Auf einen Schlag ist damit die Wärmeversorgung aller angeschlossenen Haushalte klimaneutral. Dänemark wird auf dieser Basis bis 2030 eine komplett klimaneutrale Wärmeversorgung erreichen. Das ist bemerkenswert. (WAS SH VON DÄNEMARK LERNEN KANN)

 

Weiß man, wo im Land Fernwärme möglich ist?

  • Wir brauchen einen flächendeckenden Versorgungsatlas für ganz Schleswig-Holstein. Die Daten sind schon alle verfügbar. Wir können sagen, in welchen Gemeinden, Quartieren und Ortskernen Wärmenetze mit großer Wahrscheinlichkeit die beste Option sind. Statt jetzt also die Kommunen zu verpflichten, einzelne Wärmepläne zu machen, könnte das Land eine zusammenhängende Wärmeplanung erstellen.

 

Warum können nicht alle einfach eine Wärmepumpe bekommen?

Stellen wir uns eine typische deutsche Straße vor: In ihr stehen zehn Häuser. Alle haben eine Öl- oder Gasheizungen. Von diesem Ausgangspunkt sehen wir aktuell die folgende Entwicklung:

  • In Haus eins und zwei wohnen Familien des aufgeklärten, Bürgertums. Klimaschutz ist ihnen wichtig. Sie verdienen gut und haben Solardach, Speicher und eine Wärmepumpe eingebaut und sind dadurch klimaneutral geworden.
  • Die Menschen in Haus drei und vier sind eher konservativ. Das nötige Geld für die Investitionen in eine Solaranlage und Wärmepumpe ist aber da. Wegen der steigenden Gaspreise haben sie sich jetzt für den Umstieg entschieden.
  • Und auch Haus fünf und sechs werden in einer Weiterentwicklung bisheriger Förderlogik irgendwann so unterstützt, dass sie sich auch mit weniger Geld den Einbau einer Wärmepumpe leisten können.
  • Aber Haus sieben, acht, neun und zehn werden das niemals schaffen. Das Rentnerehepaar, das gar keinen Kredit mehr bekommt, der alleinerziehende Ergotherapeut und der Betreiber des Ladenlokals an der Ecke werden in keinem Förderregime der Welt aus eigener Kraft klimaneutral werden.

Die Alternative für sie ist der Bau gemeinschaftlicher Infrastruktur: ein Wärmenetz mit einer klimaneutralen Energiequelle.

  • Aber: Dafür müsste die Nachbarschaft, die Kommune, das Land heute bereit sein, in eine gemeinschaftliche Infrastruktur zu investieren.
  • Hinzu kommt: Unsere aktuellen Stromnetze reichern gar nicht aus, dass sich Haus eins bis sechs eine Wärmepumpe einbauen können. Spätestens bei Haus vier werden wir an kalten Tagen die Kapazitäten des Netzes überschreiten. Die Straße muss also ohnehin aufgerissen werden. Wir können uns entscheiden, ob wir dann stärkere Stromkabel verlegen oder gleich Rohre für warmes Wasser, um das Problem für alle zu lösen.

Die Kraft, die mit Wärmenetzen verbunden ist, zeigt sich am Beispiel der Landeshauptstadt Kiel. Die dortigen Stadtwerke haben einen Plan vorgelegt mit dem die Wärmeproduktion spätestens bis zum Jahr 2040 klimaneutral wird. Das heißt: Ab 2040 ist auch die Wärmeversorgung von zehntausenden Kundinnen und Kunden in Kiel auf einen Schlag klimaneutral. Dafür muss von den Menschen kein Cent in neue Heizungen oder zusätzliche Dämmung investiert werden.

„Diese Perspektive nimmt viel Angst und Sorge. Vor allem ist sie aber auch eine finanzielle Entlastung, führt zu Preisstabilität bei der Wärme und sorgt dafür, dass wir knappe Handwerkerkapazitäten frei halten, um die jetzt notwendigen zentralen Infrastrukturen zu bauen.“ Thomas Losse-Müller

Was das Land jetzt politisch tun muss

  1. Es braucht jetzt die politische Festlegung des Landes, dass wir bei der Wärmewende im Schwerpunkt auf Wärmenetze setzen. Ähnlich wie bei der Entscheidung für Glasfaser beim Breitbandausbau wird diese politische Setzung neue Kräfte freisetzen.
  2. Das Land muss einen flächendeckenden Versorgungsatlas für Schleswig-Holstein erarbeiten, der darlegt, in welchen Quartieren ein wirtschaftlicher Ausbau von Wärmenetzen möglich ist. Dies muss auch vor Ort kommuniziert werden, damit die Eigentümerinnen und Eigentümer der Immobilien und die Kommunen ihre Investitionsentscheidung daran orientieren können.
  3. Wärmenetze sollen den Nutzerinnen und Nutzern als öffentliche Infrastruktur zur Verfügung gestellt und nicht zur Gewinnmaximierung genutzt werden. Sie haben zwangsläufig Monopolcharakter. Die Bedingungen für die netzgebundene Wärmeversorgung müssen deshalb transparent und nutzerfreundlich gestaltet werden. Das bedeutet, dass preisbestimmende Faktoren wie Lieferverträge und Kostenfaktoren, weitere Erlöse wie aus dem Stromverkauf bei Blockheizkraftwerken, Auswirkungen der Co2-Preise sowie die erhaltende Förderung und schließlich die erzielten Gewinne offen gelegt werden müssen. Landesseitig muss die verantwortliche behördliche Stelle befähigt werden, bei Verstößen gegen die Transparenzpflicht einschreiten zu können.
  4. Das Land muss eine Landesinfrastrukturgesellschaft für die Unterstützung der Kommunen beim Bau von Wärmenetzen gründen und mit 200 Millionen Euro kapitalisieren. Je nach den örtlichen Gegebenheiten übernimmt sie unterschiedliche Aufgaben. Dazu gehört die Beratung von Gemeinden und Genossenschaften, die Finanzierung von Wärmenetzen, die operative Umsetzungsbegleitung und in Ausnahmefällen auch der Bau in eigener Trägerschaft.

 

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